Der Lechfall bei Füssen
aus der Reihe"Geopark Allgäu" von
Wanderung -> Lechfall - Hochwasser 2005 - Wasserkraftwerk - Leistungsdaten

Bücher: Ort der Göttin & Magnuslegende - So leicht wird man kein Allgäuer
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Der Lech und seine Abenteuer
So leicht wird man kein Allgäuer

Bei Kilometer 167,2 passiert es. Während auf der parallelen Straße die Grenzer ihr Paß-Spiel betreiben , schiebt sich der Fluss über die Grenze. Nicht gerade majestätisch aber mit gestandenem Selbstbewusstsein. Doch mit dem Fluss ist es genauso wie mit einer Nation, einer Region, einer Legion, einer Division. Man muss das Ganze dividieren. In die Individualitäten. Eines der schönsten Nichtstuerspiele ist es, in ein fließendes Wasser zu schauen und das gleichmäßige Kommen und Gehen der Wellen zu beobachten. Wie gesagt, das Gros kommt gelassen an. Aber die Einzelgänger am Bettrand entdecken Lücken und Löcher, sprudeln sich hinein, wirbeln tolllustig ein Kreiselspiel, sondern sich in Buchten ab, mal flach und hell, mal unergründlich tief, unbeweglich, still, in matten gebrochenen Farben. Die "grüne Isar", die "blaue Donau", so ein Oberflächengeschwätz. Ein Fluss hat tausend Gesichter und hundert Farben. In der Mitte zieht der Lech an, eilig, zügig, aber da finden doch etliche Randwasser einen Pfad im Schilf und füllen ihn auf, quatschend, glucksend, manche sickern in den moosigen Grund ein und geben ihr wässeriges Ich auf; es gibt unzählige Möglichkeiten, sich einer heroischen Aufgabe zu entziehen.

Durchbruch ins Allgäu

Denn eine solche kommt auf den Lech zu. Den Weg ins Allgäu versperrt ihm ein Massiv, da muss er durch. Und er schafft es. Er beißt sich durch den Fels, stürzt sich bravourös die Schlucht hinunter, lässt es kochen, sprühen, dampfen und gischten. "Wie wenn Wasser mit Feuer sich mengt!" Von der Höhe des Marienfelsens, wo die Stadt Füssen dem bayerischen König Maximilian II. ein Denkmal gesetzt hat, sieht sich der Lechfall eigentlich ganz manierlich an. Erst am kleinen Steg, wo eine achtsame Behörde fürsorglich mahnt, größere Gruppen zu vermeiden, zeigt sich die Kühnheit des Sturzes und die ganze Unnachgiebigkeit des Wassers. Natürlich gibt es grandiosere Wasserfälle. Der heilige Magnus, der Apostel des Allgäus, nahm einen mächtigen Anlauf und setzte in kühnen Satz über die tiefdrohende Schlucht hinweg, als ihn heidnische Feinde verfolgten. Deutlich hat sich die Sohle seines Fußes in den Fels gegraben, und so können wir an diesem Platz heute noch den Wagemut wie die enorme Schuhnummer des frommen Mannes bewundern. Des Allgäus erster Heimatpfleger Alfred Weitnauer, kein Heide, aber ein pragmatischer Realist, sprach allerdings nicht von einem heiligen Schuh, sondern einer ausgewitterten tertiären Riesenauster. Sei es wie es will, zur Touristenattraktion hat man den Magnustritt nicht gemacht, wer ihn finden will, muss suchen, sogar in Maßen klettern. Dann kommt Füssen. Der Lech kann es nicht bezwingen, es liegt auf einer Anhöhe, er kann es im Anfang nicht einmal bewundern, ein Fabrikschornstein grüßt den Tiroler Bruder. Doch dann zeigt die Bergstadt ihre einmalige Silhouette: Schloss, Kirche, Türme, Stadel, Erker, Gauben, Dächer, Gärten, Felsen, Berge. Unten an der Lechhalde röchelt der Fluss ein wenig, er hat einiges hinter sich, er möchte verschnaufen. Aber er erntet vorab Misstrauen.c s ging:

"Die jetzt so schöne Gegend war noch kurze Zeit vor Christi Geburtieine fast undurchdringliche Wildnis. Bären und Wölfe hausten in den tausendjährigen Urwäldern, und giftiges Gewürm bewohnte die großen Sümpfe und Moore. Nur sehr wenige Menschen hatten sich an den beiden Lechufern angesiedelt und lebten von der Jagd und dem Fischfange. Ihre Kleider waren Häute der erlegten Tiere

So weit der Oberlehrer Feistle. Die Straße war für Füssen wichtiger als der Fluss. Sie sicherte den Wohlstand, als nach den Soldaten die Handelszüge florierten. Ab 725 christianisierte der Gallener Mönch Magnus die Gegend, in Füssen wurde er begraben.

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Mit freundlicher Genehmigung

Michael Wöll

Franz R. Miller